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Beitrag zur Graduiertenkonferenz des Anglistischen Seminars

von Theresa Klemm

Am 7./8. Juni 2024 fand die 6. jährliche Graduate Student Conference des Anglistischen Seminars der Universität Heidelberg statt. Im Rahmen des thematischen Panels Speaking of Gender hielt Theresa Klemm, studentische Hilfskraft im DFG-Projekt, einen Vortrag mit dem Titel „Alpine heroism – cinematographic semiotics of hypermasculinity“. Dabei widmete sie sich einer vergleichenden Analyse dreier Bergfilme: Trenkers Spielfilm Der Berg ruft (1938), die fiktive Adaption des Erstbegehungsversuchs des Eigers Nordwand (2008) sowie dem Dokumentarfilm Free Solo (2018). Ziel war es, die Entwicklung der Darstellungen von Männlichkeit und den Umgang mit stereotypen Geschlechterrollen über einen Zeitraum von 80 Jahren zu untersuchen. Die Analyse basierte grundlegend auf dem durch die amerikanische Philosophin Judith Butler geprägten Performance-Begriffs, um die Einschreibung sozial konstruierter Geschlechteridentität auf der Oberfläche des Körpers zu diskutieren.

Zunächst wurden die kamera-ästhetischen Parallelen der drei Werke hervorgehoben, wobei dem Authentizitätsanspruch sowie dem dokumentarischen Duktus des klassischen Bergfilms in allen Produktionen eine gleichermaßen zentrale Bedeutung zuteilwird – egal ob fiktiv oder dokumentarisch. Mit Hinblick auf den beachtlichen Zeitraum, über den die drei Filme realisiert wurden, bestand besonderes Interesse darin, zu untersuchen, ob und in welchem Ausmaß tradierte und insbesondere in der modernen Sozialwissenschaft als überholt geltende Geschlechterrollen differenziert reflektiert und neu gedacht werden. Gerade angesichts der zeitlichen Dimensionen ist es besonders interessant zu sehen, dass die den frühen Bergfilm prägenden Narrative nach wie vor bedient und scheinbar unkritisch reproduziert werden.

Die drei Filme zeichnen das Bild eines Bergsteigers, der als körperlich wie psychisch resistenter Held nicht nur die Frau erobert, sondern auch den Berg selbst, wobei dieser metaphorisch selbst im Sinne einer weiblichen Schlüsselfigur der Handlung personifiziert wird.

Die Semiotik der Hypermaskulinität ist in jenen Sequenzen visuell besonders prägnant, in denen die Kameraführung zwischen extremen Close-Ups der Bergsteiger in Bewegung und stummen Panoramaaufnahmen der Bergmassive wechseln. Der harte Schnitt zwischen der detaillierten Darstellung männlicher Muskelkraft und der Abbildung der realistischen Dimensionen eines Menschen in hunderten von Metern Höhe und umgeben von Felsen kreiert einen starken visuellen Kontrast. Dieser lenkt die Aufmerksamkeit im Sinne einer hypermaskulinen Semiotik abermals auf die Reproduktion heteronormativer Ideale, wobei die soziale Geschlechteridentität im Sinne der Performativität im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Körper des Protagonisten sichtbar wird:

Titelbild: © Mathias Reding


OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Autor:in (21. Juni 2024). Beitrag zur Graduiertenkonferenz des Anglistischen Seminars. Literaturästhetik und Theaterkultur. Abgerufen am 12. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/11v9w


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